Endlich - Vom Leben mit den Toten

Dokumentation, Deutschland 2011, 80 min

Es gibt Menschen, deren Beruf „Verbrenner“ ist. Im Krematorium, wo das meiste automatisch ohne Menschenbeteiligung passiert. Das ist die eine Seite des modernen Sterbens, vor allem in Großstädten, wo die schiere Menge an Verstorbenen „bewältigt“ werden muss. Auch die Bestatter-Auszubildenden gehören dazu, sie üben mit angemessenem Respekt an Testgräbern und -särgen.
„Dem Tod auf der Spur“ heißt es vom Verleih über diesen Dokumentarfilm von Katja Dringenberg und Christiane Voss, der sehr unterschiedliche Spuren zeigt: technische, würdevolle und auch sehr emotionale.
Ein sympathischer Imam spricht mit Berliner Schnauze über sein, also das muslimische, Todesverständnis und der Rabbiner Andreas Nachama meint, vor allem habe man doch Angst, nach seinem Tod auf Erden vergessen zu werden, was er sehr berechtigt findet. Vielleicht schon zu Lebzeiten vergessen war eine Verstorbene, für die eine Grabrednerin eine bewegende Rede hält, in einer leeren Kirche ohne Trauergäste.
Aber das, was wir sehen, worüber wir reden und was wir beschreiben können, ist natürlich nicht alles; Die Dimension des Todes - des eigenen Todes oder des Todes eines geliebten Menschen oder das, was jemand die „Aura“ des Todes nennt - ist viel größer und unbegreiflicher. Hierzu findet der Film eine zunächst irritierende und daher so passende Form: Ein Chor tritt auf, Männer und Frauen, Alte und Junge, alle blicken direkt in die Kamera und sprechen dann Worte von Menschen kurz vor ihrem Tod. Wie wohltuend, wenn der Blick des Dokumentarischen weggeht vom eigentlichen Objekt und die konventionelle Form bricht, um etwas Neues und sehr Anregendes zu kreieren!
Schließlich ist da noch die Familienaufstellung, die beobachtet wird. Menschen, die einen Verlust erlitten haben, lassen sich auf seltsame Rollenspiele ein (Person A ist man selbst, Person B ist der eigene Tod) und berichten über ihre Gefühle - überraschenderweise meist keine negativen. So wie man in »Endlich« auch als Zuschauer mit dem Thema Sterben und Tod konfrontiert wird, auf eine Art, dass man neugierig und teilweise sogar amüsiert zuschaut und berührt-nachdenklich das Kino verlässt.
Petra Wille

Buch: Katja Dringenberg, Christiane Voss

Regie: Christiane Voss, Katja Dringenberg

Produktion: Herbstfilm, rbb, Dirk Wilutzky

Bundesstart: 03.11.2011

Start in Dresden:

FSK: ab 12 Jahren