Contagion

Science-Fiction/Action/Thriller, USA/Vereinigte Arabische Emirate 2011, 106 min

So mal lax gesagt ist Steven Soderberghs »Contagion« im Prinzip die Verfilmung der Schweinegrippennarretei von 09/010, wenn sie das gewesen wäre, was uns Politik, Teile der Wissenschaft, Industrie und vor allem die Medien weismachen wollten: Eine Pandemie. In Wirklichkeit stellte sich aber das Ganze als hysterisch aufgebauschtes Ammenmärchen heraus, welches in erster Linie der deutschen Pharmaindustrie ein Bombengeschäft sicherte und die Bundesregierung grenzdebil für Abermillionen Impfstoff einkaufen ließ. Letztendlich starben an der Schweinegrippe weniger Menschen als normalerweise in einem Jahr an einer handelsüblichen Influenza. Da aber Herr Soderbergh weniger für seine laxe Regiearbeit bekannt ist, hat er uns mal einen knallharten Seuchenthriller in die Petrischale gezimmert, der uns zeigen soll, was abgeht, wenn in unserer globalisierten Welt der virulente Herrmann abgeht.
Als 1918 die Spanische Grippe weltweit 50 Millionen Tote dahinraffte, war es noch ein Jahr hin, bis es das erste Verkehrsflugzeug mit einer Kapazität von nur vier Passagieren in die Welt schaffte und der erste Transatlantikflug in neun weiteren Jahren erfolgte. Heute gondelt der A-380 mit 960 Personen pro Flug nicht nur einmal im Jahr über die ganze Welt. Was dies für eine mathematische Hochrechnung im Ernstfall wäre, kann sich auch der letzte Mathematiklegastheniker wie ich wohl primstens ausmalen.
Als Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) von einer Dienstreise aus Hongkong nach Hause zu ihrem Mann Thomas (Matt Damon) und ihren beiden Kindern zurückkehrt, geht es ihr nicht gerade sehr prickelnd. Jetlag vermutet sie. Ein paar Stunden später bricht sie in der Küche zusammen, zwei Tage darauf stirbt sie im Krankenhaus. Wenig später erliegt auch noch ihr Sohn den rätselhaften Symptomen. Ihr Mann Thomas, der keinerlei Anzeichen einer Erkrankung zeigt, versucht jetzt nur noch, seine Tochter zu schützen. Doch der Tsunami des Todes ist nicht mehr aufzuhalten, und Soderbergh verlässt den Fokus auf Thomas Emhoff und seine Tochter und beginnt, wie der Virus selbst, den Blick in die verschiedensten Städte der Erde und ihre Einzelschicksale auszuweiten. Was passiert in einer globalisierten Welt, die 93 Jahre nach der spanischen Grippe nunmehr mit normalem Linienflugverkehr in nur 66 Stunden und 31 Minuten zu umrunden ist? In erster Linie die Wissenschaft (Marion Cotillard, Kate Winslet, Laurence Fishburne) forscht, die Pharmaindustrie hofft auf das dicke Geschäft, Verschwörungstheoretiker und selbsternannte Wahrheitsfinder (Jude Law) machen das Treiben noch verrückter, als es ohnehin schon ist, die Regierung macht dicht, und die Welt scheint aus den Fugen zu geraten. Angesichts des Todes ist sich jeder doch selbst am Nächsten. Oder vielleicht doch nicht? Spannend und ohne viel Hollywoodtamtam erzählter Katastrophenthriller, der auch mal ohne den 3D-Virus auskommt und einen bedrückenden Nachgeschmack hinterlässt.
Ray van Zeschau (geht sich erstmal desinfizieren)