I Phone You

Drama/Lovestory, Deutschland/China 2011, 95 min

Zu Hause ist es doch am Schönsten - ob Ling (Jiang Yiyan) so etwas ähnliches denkt nach ihrem Berlintrip? Der hat sich nämlich überhaupt nicht so entwickelt, wie sie sich das vorgestellt hatte. In ihrer chinesischen Heimatstadt Chongqing lernt sie den Geschäftsmann Yu kennen, der aber sofort wieder nach Berlin fliegen muss, um zu arbeiten. Ling ist sehr verliebt und erhält Bestätigung durch Herz und Rosen dekorierte Nachrichten der fernen Liebe auf ihrem IPhone, Yus Abschiedsgeschenk. Schließlich beschließt Ling den Geliebten in Berlin zu besuchen - unterstützt und angefeuert von ihren Kolleginnen, die die Romanze gespannt verfolgen. Doch am Flughafen in Berlin wartet nicht etwa der smarte Yu auf sie, sondern dessen Chauffeur und Bodyguard Marco (Florian Lukas). Des Deutschen mächtige Zuschauer ahnen bald, dass Marco für Lings baldige Abreise sorgen soll. Marco hält Ling mit seinem rudimentären Englisch hin und diese versucht Yu auf eigene Faust zu finden. Auf der folgenden Berlin-Odyssee trifft sie eine bunte Mischung an Stadtbewohnern, neben Polen und Türken auch einen großen Hund, mit dem sie eine Weile unterwegs ist. Am Ende wird sie Yu gefunden haben - und in Marco einen Verehrer, der es immer ernster mit ihr meint. Das ist eine streckenweise recht hübsche Geschichte. Besonders die in China spielenden Szenen sind leicht und beschwingt gelungen. Inszeniert hat den Film die junge chinesisch-stämmige Regisseurin Dan Tang. Das Drehbuch ist von Wolfgang Kohlhaase (»Sommer vorm Balkon«, »Whisky mit Wodka«), er ist bekannt für seine Geschichten, die immer nah am Leben und den Figuren sind - mit einer sympathischen Portion Humor. Gerade erst erhielt er den Ehrenpreis der Deutschen Filmakademie, kurz nach seinem 80. Geburtstag im März dieses Jahres.
In den Berlinsequenzen schwächelt »I Phone You« leider etwas, es geht übertrieben klischeebeladen zu, Berlin verkommt zu einer Schau der Sehenswürdigkeiten mit haufenweise Männern, die schönen Asiatinnen hinterherschauen. Musikmäßig setzt die malische Band Smod mit afrikanischem Hip-Hop schöne Kontrapunkte.
Petra Wille