Wer wenn nicht wir

Drama, Deutschland 2011, 124 min

Der Germanistikstudent Bernward Vesper, Sohn eines NS-Dichters, welcher bei den Bücherverbrennungen 1933 in Dresden die Hauptrede gehalten hat, besucht Anfang der Sechziger in Tübingen Seminare von Walter Jens und atmet hier die Freiheit des Geistes. Davon beflügelt, fühlt sich auch Bernward berufen, Dichter zu werden, mehr noch, schreiben will er so, „wie wenn man mit der Faust der Gesellschaft in die Fresse haut.“ Im Nachhall des untergegangenen Reiches heucheln Altnazis Demokratie, installieren den kalten Krieg und predigen daheim die Moral. Vesper taumelt noch zwischen Vaterbild und Wahrheit, als er erst einmal von der Liebe niedergestreckt wird. Die Studentin Gudrun Ensslin scheint schnell besessen von Vespers Visionen, gemeinsam loten sie privates Glück aus, gründen einen Verlag, messen ihre Kräfte an der Wirklichkeit und schleudern ihre Worte und ihre Liebe in Richtung Gesellschaft. Das Echo ist enttäuschend. Obwohl sie ihn 'so lieben will, dass er nicht mehr zu einer anderen Frau gehen muss', flüchtet Bernward sich in Affären. Sie gehen nach Berlin, ein NSDAP-Mitglied wird Kanzler, Vesper kokettiert mit der Black Panther Bewegung, Ensslin lernt Baader kennen, und obwohl sie noch einen Sohn bekommen, stellen sie bald staunend fest, dass sich das Rad der Geschichte seelenruhig weiterdreht. Auch wenn sie sich die Herzen aus dem Leib reißen. Auf das Staunen folgt Ernüchterung und darauf folgt Wut. Bei Ensslin führt diese später weg von Kind und Mann, in die Arme von Andreas Baader, bei Vesper weg von der Wirklichkeit, in einen literarisch mittelmäßigen Drogensumpf. Bei beiden wird die Todesursache Selbstmord heißen.