Small World

Drama, Deutschland/Frankreich 2010, 99 min

Nach »Giulias Verschwinden« und »Lila Lila« ist »Small World« die dritte Verfilmung eines Romans von Martin Suter, die binnen kurzer Zeit in die deutschen Kinos kommt. Für seine Adaption des Dramas verlegte Regisseur Bruno Chiche die Geschichte in die französische Provinz. Dort hat die wohlhabende Industriellenfamilie Senn ihren Hauptwohnsitz.
Familienoberhaupt ist Elvira Senn, ihr Sohn Thomas verbringt mehr Zeit mit Golfspielen und Alkohol als dem Führen des Konzerns. Sein Sohn Philippe hat gerade die hinreißende Simone geheiratet, mit deren naivem, Unschuld verströmendem Blick auch der Zuschauer die Welt der Senns entdeckt. Gleich auf der Hochzeitsfeier erlebt Simone einige der Abgründe, die sich im Laufe der Geschichte noch vertiefen werden: Zum einen taucht überraschend Philippes Mutter auf, die der Familie entkommen ist und nun in Amerika lebt. Vor allem aber bringt bald Konrad in offensichtlich verstörtem Zustand die Gesellschaft durcheinander.
Verschämt wird das schwarze Schaf der Familie weggebracht, dessen Rolle Simone bald erfährt: Seit seiner Kindheit lebte Konrad mit der Familie, zunächst als eine Art Adoptivsohn, später dann in eher bescheidenden Funktionen, zuletzt als Hausmeister. Konrad hat Alzheimer, was in seinem Fall einen besonderen Effekt hervorruft: Sein Kurzzeitgedächtnis lässt zwar nach, an Simone, die ihm bald zugetan ist, kann er sich bei jedem neuen Treffen kaum erinnern, doch gleichzeitig wird es Konrad möglich, sich immer besser an Ereignisse in der Vergangenheit zu erinnern. Und die Geheimnisse, die dort verborgen liegen, würde besonders Elvira Senn gerne vergessen.
Gérard Depardieu hat selbst mit 71 Jahren immer noch eine Präsenz, um die ihn viele Kollegen beneiden dürften. Mit welcher Präzision er den langsamen Verfall einer Alzheimer-Erkrankung darstellt, allein das macht »Small World« sehenswert.