Soul Kitchen

Drama, Deutschland 2009, 100 min

Vor etwa fünfzehn Jahren stand asiatische Küche auf der deutschen Kinospeisekarte, als von namhaften Regisseuren eine Handvoll leckerer Familiengerichte aufgetischt wurde. Ungelöste Familienprobleme inklusive. So etwas ähnliches verkündet nun der aktuelle Speiseplan und gekocht wird anatolische Hausmannskost. Feinste Soulmusik wird dazu auf schwarzem Vinyl gereicht und die Küche steht irgendwo in Hamburg. Die Zutaten der Reihe nach: der Deutsch-Grieche Zinos (Adam Bousdoukos) betreibt ein schmieriges Szenelokal mit bodenständiger Kundenbetreuung. Die Gäste rekrutieren sich aus den Niederungen der Wilhelmsburger Goldkettchen-Klientel oder aus obdachlosen Immigranten, machen den Kohl aber auch nicht fett. Und so steht bald das Finanzamt auf der Matte, nur bedingt hungrig, und Zinos Freundin, gierig nach einem Auslandsjob, mit gepackten Koffern gleich daneben. Das haut den stärksten Mann um. Zinos Bandscheibenvorfall leitet eine Reihe von Ereignissen ein, die allesamt auf den schnellen Ruin seines Lokals zielen. Doch auch hier wird nicht so heiß gegessen wie es ausschaut. Regisseur Fatih Akin gönnt sich eine flotte Verschnaufpause und inszeniert ein spritziges, multiethnisches Menü in mehreren Gängen, liefert markige Sprüche frei Haus und serviert ein glaubhaftes Stück Deutschland, wo aus einer beklagenswerten Frittiergarage ein schickes Szenelokal entsteht. Denn was hier fehlte, war ein wenig familiärer Zusammenhalt, etwas Seele am Herd und die korrekte Musik aus den Boxen. Zinos halbseidener Bruder Illias (Moritz Bleibtreu, hier das letzte Mal zu sehen mit seiner verstorbenen Mutter), der als Wochenendfreigänger aus'm Knast kommt, soll nun die Kastanien aus'm Feuer holen. Ist auch allerhöchste Zeit, denn ein Immobilienhai streckt seine Fühler nach der ganzen Gegend aus. Also fegt Illias die Küche, legt die Nadel auf die Platte und bringt den Laden damit auf erfolgversprechende Umdrehungen.
alpa kino