TRAILER

Rodeo

Drama, Frankreich 2022, 106 min

Julia ist wie ein Geist. Wir erfahren wenig von ihr. Nur das, was sie zu zeigen bereit ist. Sie weiß, wie eine Wunde zu versorgen ist. Sie liegt im Clinch mit ihrer Familie. Und sie liebt Motorräder, die sie sich zusammenklaut. Sie hat eine eingeübte Masche, streicht ihre Weiblichkeit heraus - was sonst keine Relevanz für sie zu haben scheint. Doch sitzt sie erst auf der Maschine, ist sie wieder der Geist, der in der Ferne verschwindet.

Erst als sie auf Abra und seine Gang trifft, wird Julia greifbarer. Die Jungs betreiben „Cross-Bitume“ bzw. Motorrad-Rodeo, wie schon der Filmtitel vermuten lässt. Frauen sind dabei nur schmückendes und bewunderndes Beiwerk. Doch Julia ist kein Püppchen, das auf Anhimmeln programmiert ist. Sie stinkt nach Benzin und das Adrenalin pumpt nur so durch ihre Adern. Sie will die Anerkennung der Gruppe und braucht dringend einen Schlafplatz, wobei ihre diebischen Fähigkeiten behilflich sein könnten.

Das Langfilmdebüt der französischen Regisseurin Lola Quivoron ist ein knapp zweistündiger Ritt auf dem Motorrad: den Wind im Haar, die Vergangenheit im Nacken, die Freiheit im Blick. Nichts weiter ist wichtig. Julia sucht ihren Platz und eckt dabei regelmäßig an, der Rest bleibt Assoziation. Wer eine klare Erzählstruktur braucht und wohlige Filmminuten bevorzugt, wird hier an seine Grenzen stoßen. Aber wer Frauenfiguren abseits jeglicher Klischees mag und gern ungehemmt durch die Felder streift, kann bei »Rodeo« seine Gedanken fliegen lassen.
mana

Buch: Antonia Buresi, Lola Quivoron

Regie: Lola Quivoron

Darsteller: Julie Ledru, Yannis Lafki, Antonia Buresi, Cody Schroeder, Louis Sotton, Junior Correia, Ahmed Hamdi

Kamera: Raphaël Vandenbussche

Produktion: Romain Blondeau, Charles Gillibert

Bundesstart: 13.07.2023

Start in Dresden: 13.07.2023

FSK: ab 16 Jahren