Glück im Hinterhaus

Drama, DDR 1980, 98 min

Der Bibliothekar Karl Erp, so um die 40, verliebt sich in seine junge Praktikantin. Ihre frische Art überrascht den Vater zweier Kinder, auf dessen Ehe-Beziehung schon der Staub liegt. Karl will zu seinen Gefühlen stehen und zieht zu seinem Glück ins Hinterhaus. Was zunächst als typische Midlife-Crisis beginnt, bekam in der DDR eine grundsätzliche Bedeutung, denn „rein Privates“ gab es nicht. Die stets vorsichtigen Filmkritiker lobten den Mut zum Gegeneinander setzen von Karls schönem Leben in der fertig eingerichteten Neubauwohnung und seinem „Absturz ins Grau des Alltags im Hinterhof“. Sie lobten den Film schließlich auch für Karls Entscheidung für die Neubauwohnung (als Errungenschaft der sozialistischen Gesellschaft). Ihnen fehlte der Mut, in dem Film die grundsätzliche Infragestellung zu sehen: Willst Du so leben? Karl war nicht nur privat, sondern auch in seiner geliebten Arbeit kraftlos. Kaum vorstellbar, dass jemand seine Geliebte verlässt, weil er in ihrer Wohnung heizen muss oder nicht baden kann. So schlicht hatten weder Günther de Bruyn noch gar Drehbuchautor Plenzdorf diese Figur angelegt. Seine neue Liebe forderte nun von ihm das ehrliche und damit auch kämpferische Leben, das Karl schon zu den Akten gelegt hatte. Zugewinn von Freiheit und schöpferischer Entfaltung bedeutet natürlich auch Verzicht auf gesicherte Karriere und Bedienung daheim am schon gedeckten Tisch. Den Mut dazu brachte Karl nicht auf und ist so Sinnbild der Gesellschaft, die wie er lethargisch ihrem Ende entgegen dämmert.