Vera Drake

Drama, Großbritannien 2004, 125 min

England wenige Jahre nach dem 2. Weltkrieg: Vera Drake ist um die 50 und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden bereits erwachsenen Kindern in einer viel zu kleinen Londoner Wohnung. Wie für viele Familien der unteren Schichten ist ihr Leben nicht leicht. Alle müssen hart arbeiten, ohne damit zu Wohlstand zu gelangen. Dennoch sind sie eine glückliche Familie und den größten Anteil daran hat Vera Drake. Sie ist eine Frohnatur, immer freundlich, gut gelaunt und hilfsbereit. Was ihre Familie aber nicht weiß, ihre Hilfsbereitschaft gilt auch jungen Frauen, die ungewollt schwanger geworden sind. Sie ist eine „Engelmacherin“. Sie tut dies nicht für Geld, sondern weil sie spürt, dass sie helfen muss.
Als eines Tages nach einem ihrer natürlich illegalen Eingriffe eine junge Frau ins Krankenhaus kommt und nur knapp dem Tod entgeht, kommt die Polizei ihr auf die Spur und sie wird vor Gericht gestellt. Mit unglaublicher Hingabe zum Detail schildert Mike Leigh das Leben der Vera Drake und mit fast unerträglicher Spannung den Prozess gegen sie. Wenn die Justiz dann mit Gesetzen aus dem Jahre 1861 zum Schuldspruch ausholt, denke ich unwillkürlich voller Wut an die selbsternannten Stellvertreter Gottes, die Schwangerschaftsabbruch mit dem Holocaust verglichen haben und in ihrer Dummheit selbst Schwangerschaftsverhütung noch von der Kanzel verdammen. Doch das sollte man nicht tun.
Der Regisseur selbst belehrt mich eines Besseren, denn er stellte seinen Film unter folgendes Credo: „Es ist nicht meine Sache, Vera Drake zu erklären. Die moralischen Fragen, die mein Film aufwerfen möchte, sind nicht einfach zu beantworten. Es liegt an uns allen, solchen Themen ohne Vorurteile entgegenzutreten und gleichzeitig den Blick für die Realität zu bewahren.“ Frank Apel