Der Postmann - Il Postino

Komödie/Drama, Italien/Frankreich/Belgien 1994, 103 min

Ein Film wie ein Gedicht und in jedem von uns steckt ein Poet. Die Poesie lauert überall, genau wie die Liebe. Und genauso, wie sich jeder von uns verlieben kann, kann auch jeder von uns Poesie schaffen. Dafür muss man nicht klug, nicht gebildet, und nicht wortgewandt sein. Man muss nur sein Herz sprechen lassen.
Das ist eine der zentralen Botschaften von »Il Postino«, und spätestens wenn man diesen Film gesehen hat, unterschreibt man diese These ohne Widerspruch.
Der Zweite Weltkrieg ist ein paar Jahre vorüber, es herrscht wieder Frieden in Europa. Besonders auf einer kleinen Insel im Mittelmeer: Das Ein- und Auslaufen der Fischerboote bestimmt den Rhythmus des eintönigen Lebens. Die Männer beschließen ihre Arbeitstage bei einem Glas Wein in der Dorfschänke. Die wenigen Höhepunkte sind kirchliche Feste oder ein Kinobesuch… In diese Idylle bricht eines Tages die Nachricht, dass sich der chilenische Dichter Pablo Neruda auf der Insel niederlässt. Hier will Italien dem politisch verfolgten Poeten Asyl gewähren. Weil der berühmte Mann täglich Berge von Post erhält, wird der arbeitslose Mario als Aushilfsbriefträger eingestellt. Der liebenswerte Träumer, der nie zur Schule ging, ist von dem weltgewandten Schöngeist fasziniert und neidisch auf die vielen weiblichen Bewunderer, von denen Neruda Briefe erhält. „Wenn man Dichter ist, dann verlieben sich alle Frauen in einen“, glaubt Mario. Zu gern würde er schreiben und reden können wie Neruda. Gerade jetzt, wo Mario das Herz der schönen Beatrice gewinnen will. Also lernt der kleine Postbote vom großen Neruda die magische Kraft der Sprache…
»Il Postino« ist untrennbar mit einer sehr schmerzhaften, realen Tatsache verbunden, durch die er erst richtig bekannt wurde: Massimo Troisi, der Darsteller des Mario, starb einen Tag nach Ende der Dreharbeiten. Er litt an einer schweren Herzkrankheit und hatte teilweise enorme Schmerzen, schob die lebenswichtige Operation aber immer wieder auf, um diesen Film beenden zu können. Als er endlich vollendet war, war es für ihn bereits zu spät. Allein, um Massimo Troisi dafür zu würdigen, sollte man sich »Il Postino« einmal ansehen. Und wer weiß, vielleicht geht dem einen oder anderen, für den Poesie bisher ein Buch mit sieben Siegeln war, beim Anschauen ein Licht auf, und er entdeckt wie der Postbote Mario den Poeten in sich selbst. Es ist wirklich ganz einfach. Auch die Metaphern. Vor allem die Metaphern.