Flammend Herz

Dokumentation, Deutschland/Schweiz 2004, 90 min

Tätowierungen sollte man sich nicht aus Gründen des Trendes oder gar eines Gruppenzwanges und der damit verbundenen Coolität unter die Haut aplizieren lassen, sondern aus einem tiefen inneren Bedürfniss heraus, welches mindestens genau so stark sein sollte wie jeder andere dem Menschen bekannte Trieb. Da das wahre Verlangen nach Tätowation aber tatsächlich ein natürlicher Trieb ist, kann die eigene Verwehrung durch gesellschaftliche Zwänge durchaus zu einem Trauma eines unausgelebten Bedürfnisses führen. Der Film erzählt die Geschichte dreier Männer, die sich um Konventionen, gesellschaftliche Normen und zeitweise drohender Bestrafung einen alten Kericht scherten und nur eines wirklich bedingungslos lebten, ihre unangefochtene Liebe zu Tätowierungen. Flammendes Herz ist ein Jahrhundert Tätowiergeschichte, aber auch die Geschichte von Herbert Hoffmann (84), Albert Cornelissen (90), und Karlmann Richter (90), deren Freundschaft sich über die gemeinsame Lust des Gezeichneten definiert und am Ende doch aus Gründen der Mentalität, Herkunft, des Charakters und der Sexualität zerbricht. Die Regisseurin Andrea Schuler und der Regisseur Oliver Ruts hätten sich zwar gern ein amerikanisches Ende gewünscht, aber so ist halt nicht das Leben, Flammendes Herz kein kitschiger Spielfilm und die emotionale Kluft der Protagonisten zu groß, um sie wieder zusammenführen zu können, auch wenn sie am Ende des Filmes wieder gemeinsam auf einer Bank sitzen. Der Dokumentarfilm ist eine Hommage an das Anders Sein, eine Hommage an die Bilderbuchmenschen Herbert, Albert und Karlmann, eine Hommage an ein selbstbestimmtes Leben und an die Kunst und Kultur der Tätowierung sowieso.

Buch: Andrea Schuler, Oliver Ruts

Regie: Andrea Schuler, Oliver Ruts

Darsteller: Herbert Hoffmann, Karlmann Richter, Albert Cornelissen

Kamera: Lars Barthel

Musik: Dead Brothers

Produktion: Egoli Tossell, Cobra Film, DRS, ZDF, Jens Meurer

Bundesstart: 14.10.2004

Start in Dresden: 14.10.2004