TRAILER

Neruda

Drama/Biographie, Frankreich/Spanien/Argentinien/Chile 2016, 108 min

Als Kommunist steckt man immer in Schwierigkeiten. Gerade in Chile, nach dem 2. Weltkrieg, wenn die USA beschließen, Ausschau zu halten nach Vertretern linker Gesinnung und beginnen, wie überall auf dem Planeten, Schützengräben für den kalten Krieg auszuheben. Dem hochverehrten Dichter des chilenischen Volkes und gewählten Senator Pablo Neruda (Luis Gnecco), der sein Staatsoberhaupt aus alter Freundschaft einen Verräter und amerikanischen Vampir nennt, ereilt das Schicksal seiner Parteigenossen. Wer nicht ins Gefängnis, schlimmer noch, ins KZ eines gewissen Pinochet will, muss in den Untergrund. Pah! Genossen! Untergrund klingt doch kein bisschen nach einer wilden Hatz. Unter einem Bett wird er sich nicht verstecken. Neruda liebt die Menschen. Allen voran das weibliche Geschlecht, er sucht ihre Nähe und tauscht Verse gegen Zärtlichkeiten. Und wenn doch einer käme und ihn jagte, der solle seinen Tanz bekommen… Ein wenig cineastische Bildung oder ein flottes Telefon wissen zu berichten, Neruda gelangte wohlbehalten nach Europa, daher darf man sich ganz unbeschwert freuen auf den bevorstehenden Teil des Tanzes. Choreografiert hat ihn Pablo Larraín, dessen »El Club«, davor »No!« enorme Stilsicherheit bezeugen. Verwegen blinzelt die Kamera in die Sonne, aus dem Off, wie Natalie Portman in »Jackie«, murmelt hier listig der Jäger. Es ist Oscar Peluchoneau (Gael García Bernal), der Polizeichef persönlich, der sich müht, den Barden im Hurenhaus wieder zu erkennen. Oder im Schaufenster. Er wird ihn fangen. Er muss. Ins Netz gehen ihm allein Nerudas Romane, die der Dichter unentwegt vor die Füße seiner Häscher wirft. Für ihn ist die Flucht eine Reise ins Herz des chilenischen Volkes und immerzu generiert er dabei Material für seinen Canto General, zieht eine Grenze zwischen Gut und Böse, klagt an und fordert Strafe. Am Ende jeder Zeile. Der Polizist wähnt sich mehr und mehr als eine Nebenfigur, wie in einem von Nerudas Romanen, immer gewahr, mit einem Federstrich aus der Geschichte zu fliegen. Apropos, der Mann besitzt sogar die Größe, sich einzugestehen, dass er einen Adler jagte. Ohne fliegen zu können.
Alpa Kino