Europe - 99 Euro Films 2

Kurzfilme, Deutschland 2003, 96 min

Eine gute Idee, kurz darauf ein verständliches und einprägsames Manifest und eine gesunde Portion Mut: was im vergangenen Jahr als Kurzfilm-Kompilation unter dem Titel »99Euro-Films« eine überraschend große wie erfreuliche Zuschauerresonanz erfuhr, goes „Europe“ und findet jetzt seine würdige Fortsetzung auf der Leinwand.
Nach den 12 deutschen haben sich nun 9 europäische Regisseure auf das „Unmögliche“ eingelassen, für ein Budget von jeweils 99,- Euro und allein mit ihrer künstlerischen Freiheit eine Episode auf MiniDV zu drehen. Dass die Namen der Beteiligten neben Benjamin Quabeck (“Verschwende deine Jugend“) und der Schauspielerin und Sängerin Ellen ten Damme (mit ihrem Regiedebüt) hierzulande weitgehend unbekannt sind, ist ein Fakt, der die Spannung durchaus erhöht. Neben dem Budget waren für die kurzen Episoden diesmal noch einige inhaltliche Bedingungen gesetzt: jeder musste in einer Großstadt seines Heimatlandes drehen, seine Landessprache nutzen und einen frei begehbaren Ort als Schauplatz seiner Handlung festlegen. Zudem drehte Mitinitiator und Regisseur Rolf-Peter Kahl eine „Klammerstory“, welche die einzelnen Geschichten und Orte miteinander verknüpft. Sie erzählt von einer schönen Unbekannten (Lea Bosco), die dem Reich der Toten entsteigt und sich auf eine Reise quer durch ein morbides Europa macht. Ein spannendes Puzzle aus Andeutungen und Assoziationen ebenso wie ein buntes Kaleidoskop europäischer Filmkunst.
»Europe - 99 Euro Films 2« gelingt es einmal mehr, den gern verwendeten Spruch „Qualität hat ihren Preis“ zu widerlegen. Denn Witz, Anspruch und Originalität ist in den Beiträgen reichlich enthalten. Und noch einen besonderen Vorteil hat das Projekt für den Zuschauer: wer eine Episode misslungen findet, bekommt spätestens nach zehn Minuten eine frische Geschmacksrichtung serviert. Na dann, guten Appetit!
PS: Ganz so streng konnten die Macher ihre Etat-Vorgabe auch diesmal nicht nehmen. So muss Rolf-Peter Kahl für seine Rahmengeschichte nachträglich konstatieren: „99,- Euro für acht Städte bedeutet jeweils 12,38 Euro für jede einzelne. Das entspricht jeweils einer Tageskarte für den Nahverkehr, einem Liter „Evian“ und Postkartengrüßen an die Lieben zu Hause. Für die Transportkosten kamen wir etwas over Budget.“