Atanarjuat - Die Legende vom schnellen Läufer

Drama, Kanada 2001, 172 min

In den Weiten der kanadischen Arktis leben die Inuit. Es ist eine fremde und faszinierende Welt, der Robert Flaherty schon 1922 mit »Nanook of the North« (»Nanook, der Eskimo«) ein filmisches Denkmal gesetzt hat. Im Gegensatz zu Flahertys romantischem Blick eines Fremden ist »Atanarjuat - The Fast Runner« der erste Film, der fast ausschließlich von Inuit geschrieben, inszeniert und produziert wurde. Basierend auf einer Jahrhunderte alten Legende, die auch heute noch von Generation zu Generation weitererzählt wird, entführt uns der Film in eine Welt von ursprünglicher Schönheit und archaischer Gewalt.
Ein Nomadenstamm der Inuit wird vom Bösen in Gestalt eines unbekannten Schamanen heimgesucht. Das bisher harmonische Zusammenleben wird zerstört und Eifersucht, Hass, Rache und Machtgier regieren fortan in der Gruppe. Nachdem der alte Lagerführer ermordet wurde, unterdrückt der neue Führer Sauri besonders seinen alten Rivalen Tulimaq. Jahre später sind Tulimaqs Söhne, Amaqjuaq, der Starke und Atanarjuat der schnelle Läufer, die besten Jäger ihres Stammes. Die Situation spitzt sich zu, als Atanarjuat, das Herz der schönen Atuat gewinnt, die eigentlich Oki, dem Sohn des Führers Sauri, versprochen war. In einem rituellen Kampf siegt Atanarjuat über Oki und heiratet Atuat. In einem besonderen Akt der Niedertracht schleichen sich Oki und zwei seiner Männer an das Zelt der schlafenden Brüder und versuchen beide zu ermorden. Atanarjuat kann jedoch fliehen…
»Atanarjuat - The Fast Runner« erzählt eine archetypische Geschichte in epischer Breite. In fast drei Stunden gibt der Film dem Zuschauer ausreichend Zeit, die Vielzahl an Charakteren zu unterscheiden und sich in der für ihn so fremden Welt zurechtzufinden. Mit dokumentarischer Genauigkeit präsentiert der Film die traditionelle Lebensweise und intensive Naturverbundenheit der Inuit, und zum ersten Mal in der Filmgeschichte wurde in der Inuktitut-Sprache gedreht. Auf DV realisiert und unter apokalyptischen Wetterbedingungen entstanden, entfalten die Bilder eine authentische visuelle Schönheit. Der Film wurde mehrfach preisgekrönt und erhielt unter anderem die Caméra d'or 2001 in Cannes. In Deutschland feierte er seine Premiere im Rahmen des Filmprogramms der Dokumenta 11 in Kassel. Eric Horst