Lushins Verteidigung

Drama, Großbritannien/Frankreich 2000, 112 min

Nach dem gleichnamigen Roman des Russen Wladimir Nabokow drehte OSCAR-Preisträgerin Marleen Gorris (»Antonias Welt«) einen bemerkenswerten Film über das fiktive Schachgenie Lushin. Ob Nabakow den mehrfachen Schachweltmeister Aljechin oder den im Wahnsinn geendeten polnischen Großmeister Rubinstein als historisches Vorbild nutzte, ist umstritten, aber im Grunde auch nicht erheblich. Es geht im Film viel um Schach, aber noch weit darüber hinaus.
Im Jahre 1929 kommt der weltfremde und wortkarge Alexander Lushin nach Italien, um sich in einem Turnier die Krone des besten Schachspielers der Welt zu erobern. Dort verliebt er sich in die Exilrussin Natalia. Gegen den Willen ihrer Eltern und gegen die Arroganz der standesgemäßen Gesellschaft gehen sie eine Beziehung ein und wollen heiraten. Natalia vermittelt Alexander, dass Leben noch etwas mehr sein kann als nur Schach, doch sie kann nicht verhindern, dass Lushin von seiner Vergangenheit eingeholt wird.
Der exzellente Schachkenner Nabokow beschreibt, auch für jene, die die Regeln des königlichen Spiels nicht kennen sollten, eindrucksvoll und emotional, welch enormem psychischen und physischen Druck ein Schachspieler der Weltklasse bei einem solchen Turnier ausgesetzt ist. Eben diese sprichwörtliche Balance zwischen Genie und Wahnsinn bringt der Film großartig herüber. Hauptdarsteller John Turturro, der schon in verschiedenen Filmen der Coen Brüder (»Barton Fink«, »Big Lebowski«, »O Brother…«) durch seine extrovertierte Art glänzte, ist die Idealbesetzung für diese Rolle und Emily Watson (»Breaking the Waves«, »Asche meiner Mutter«) eine ihm ebenbürtige Darstellerin. Darüberhinaus gelingt Regisseurin Marleen Gorris ein atmosphärisch dichtes Zeitbild der sogenannten goldenen zwanziger Jahre, ein Film, der durch Kamera, Musik und Ausstattung ein Genuss für Auge und Ohr ist.