Rivers and Tides
Über den schottischen Künstler Andy Goldsworthy sind bereits etliche Bildbände erschienen. Sein Material nimmt er ausschließlich aus der Natur. Er arbeitet mit Steinen, Blättern, Zweigen, Eis, er arrangiert sie innerhalb ihrer Umgebung um, überlässt sie dem Wind, dem Regen, der Zeit, die sie verändern. Nur seine Fotos halten den Moment fest.
Am Anfang sieht man eine schlichte weiße Fläche, dann entwickelt das Bild Tiefe. Es zeigt einen sonderbaren Steinkegel inmitten einer Schneelandschaft, durch die ein Typ stapft und sagt: “Kunst ist für mich wie Nahrung, ich brauche das Land“ und “Zwei Dinge haben meine Arbeit immer geprägt: das Meer und der Fluss“.
Ständig sagt der Künstler Andy Goldsworthy in »Rivers and Tides« derart einfache Sätze. Meistens beschreiben sie, was er tut, sieht oder fühlt. “Ich reise nicht gerne“, “Wenn die Arbeit gut geht, ist mir warm“, aber auch “Von der Farbe Rot können wir viel lernen“. Wenn er das erklären soll, fehlen ihm die Worte.
Auch Regisseur Thomas Riedelsheimer misstraut zu vielen Erklärungen. Also gibt es keine Stimme aus dem Off, die uns den Lebenslauf eines international bekannten Künstlers schildert. Keine akademischen Koryphäen referieren über ‘Land Art’, fernöstliche Philosophie oder andere denkbare Konstrukte, die das Phänomen Goldsworthy sauber einordnen könnten. Nur einige Zwischentitel vermerken die Orte, an denen wir uns gerade befinden: Nova Scotia, Schottland, Digne in der Provence.
Regisseur Thomas Riedelsheimer hat Goldsworthy über lange Zeit begleitet, ihm geduldig zugehört und ihn bei seiner Arbeit gefilmt. Er sieht ihm zu, wie er am frühen Morgen mit bloßen Fingern Eisstücke zu Skulpturen formt, wie er stundenlang Steine zu Kegeln aufschichtet oder zu Puder zerreibt und wie er aus Blumen oder Laub Farbflecke in die Landschaft setzt. Seine ruhige, eindringliche Dokumentation besticht durch schöne klare Bilder und die Musik von Fred Frith. »Rivers & Tides« wurde mit dem Deutschen Kamerapreis 2001 ausgezeichnet.
Buch: Thomas Riedelsheimer
Regie: Thomas Riedelsheimer
Kamera: Thomas Riedelsheimer
Musik: Fred Frith
Produktion: Mediopolis Berlin, Annedore von Donop
Bundesstart: 07.03.2002
Start in Dresden: 11.04.2002