Wickie und die starken Männer

Komödie/Abenteuer, Deutschland 2009, 87 min

Gleich vorweg, hier geht es nicht um toughe Männer, die den Verzehr einer Tüte Rachenbonbons unbeschadet überstehen. Dem Dresdner Bürger ist die in den 70er Jahren vom ZDF ausgestrahlte Zeichentrickserie »Wickie und die Starken Männer« auf Grund ihrer ahnungslosen Tallage so ziemlich unbekannt geblieben, so dass dem Heimischen zumindest dieser Aha-Ooh-Schön-Effekt, der nur dem Wissenden zu teil wird, verwehrt bleibt. Aber »Wickie und die Starken Männer« kommt auch vollkommen ohne den Nostalgiebonus aus. Einziges Manko ist der unverzeihliche Fehler, Rummelsnuff nicht als starken Mann gecastet zu haben. Aber nun isses wie es iss, und wir können nur in »Wickie - Teil II« auf die Einsicht des Regisseurs hoffen, welcher kein Geringerer als Micha Bully Herbig ist, der ungekrönte bayrische König der persiflierenden Filmparodie. In »Wickie« ist die Mission aber eine andere. Nichts soll verarscht und gar der Lächerlichkeit preisgegeben werden, das aber im positivsten Sinne. Denn »Wickie und die Starken Männer« ist ein Kinderfilm für die ganze Familie und eine Adaption der Trickfilmserie als Realfilm und das hat der Bully sehr, sehr schön gemacht.
Wickie (Jonas Hämmerle) ist ein kleiner, äußerst sympathischer, rotlanghaariger Junge, der vor allem vor Wölfen und Taifunen Angst hat. Das ist für einen richtigen Wikinger natürlich kein Aushängeschild, dafür ist er aber unheimlich schlau. Aber dem, der Himmel, Erde, See, Sonne und den Mond geschaffen hat, sei Dank, auf eine Art, die sehr angenehm ist. Also nicht so eine alternativ unautoritäre 68er Waldorfwessischläue, die vor allem mit viel Gelaber daherkommt. Schlicht und ergreifend mit Thomas Manns Worten zu sprechen: „Jenes ernsthafte Gefühl vorzeitiger Erfahrenheit … das man Altklugheit nennt.“ Nein, Wickie ist anders, was sich auch in seiner praktischen Klugheit manifestiert. So hat er sich z.B. einen Drachensegler gebaut, mit dem er sich allerdings in einem Baumwipfel verheddert. Glück im Unglück, denn genau zu diesem Zeitpunkt überfallen der Schreckliche Sven (großartig Günther Kaufmann) und seine drachenmaskierten Bösewichte Wickies Dorf Flake und entführen alle Kinder. Da Wickie gerade im Baume hing, war er das einzige Kind, welches vor den Unholden unbemerkt blieb. Schnell haben Vater Halvar und die anderen Wikinger die gleichnamigen Boote klargemacht, und Wickie ist als blinder Passagier natürlich mit an Bord. Nicht lang, da schnell klar ist, welch’ tolle Ideen Wickie so auf Tasche hat und die Belegschaft nicht nur einmal aus schier ausweglosen Situationen heraus manövriert.
Herrlicher Abenteuerfilm (vor allem zu Wasser) für Jung und Alt, dessen hohes Budget hervorragend genutzt wurde und dem Film sehr gut zu Gesichte steht. Schönes Ding irgendwo zwischen Schatzinsel, Jack Sparrow und Professor Flimmrich. Ahoj und Leinen los.
Ray van Zeschau (befreundet mit den Seemännern Rainer A. Schmidt und Klaus Peter Klunker)