Spectre

Action/Thriller, Großbritannien/USA 2015, 148 min

Wussten Sie eigentlich, dass James Bond einst in Wattenscheid geboren wurde? Das war mir in der Tat neu und ich glaubte zunächst an einen medialen Scherz. Denn Wattenscheid klingt nicht unbedingt elegant oder gar fetzig. Genauso gut hätte Ian Flemming Radebeul Zschitschewig oder Freital Potschappel nehmen können. Was das mit dem neuen Film zu tun hat?
Insofern, dass Bond eine ominöse Nachricht erhält, die unmittelbar etwas mit seiner Vergangenheit zu tun hat und ihn direkt auf die Spur einer unheildrohenden Organisation Namens SPECTRE führt. Diese Vereinigung tauchte erstmals in dem James-Bond-Buch „Aktion Feuerball“ auf und wurde auch in dessen Verfilmung 1965 übernommen, in der sie aber in der deutschen Fassung, warum auch immer, in „Phantom“ umbenannt wurde.
SPECTRE ist die Abkürzung für die Terrororganisation „Special Executive for Counterintelligence, Terrorism, Revenge and Extortion“. Also im Prinzip so etwas Ähnliches wie „Facility Management with Vision Clearance and Waste Removal Engineers“ nur mit bösen Absichten. Tja, und was haben solche Verbrecherorganisationen in James Bond-Filmen immer? Richtig, einen weit über die gesamte Vereinigung ragenden und alles überstrahlenden Kopf. Wer wäre da seit 2009 als Bösewicht wohl besser prädestiniert als Christoph Waltz. Davon abgesehen, dass Waltz seit »Inglourious Basterds« stets denselben Schurken zu spielen scheint, sehe ich ihn doch immer wieder gern. Leider nur ist Waltz in eine Generation von Bond-Filmen geraten, die den früheren ursprünglichen Charme sehr vermissen lässt. Klar ist Daniel Craig ein überaus hammerharter und äußerst cooler Bond. Einziges Problem, auch Jason Statham ist hammerhart und äußerst cool. Aber ein Bond benötigt halt neben diesen Eigenschaften unbedingt das kleine gewisse Etwas eines Sean Connery. Das gewisse Etwas, eine gut ausgewogene Melange aus Grobheit und Eleganz. Eine Eleganz, die vor allem in den schwierigsten Situationen zum Tragen kommt und ein stetes Augenzwinkern in Haltung und Ablauf innehaben sollte. Das fehlt nicht nur Daniel Graig sondern den ganzen Bond-Produktionen der jüngeren Generation immer mehr. Nicht, dass Craig nicht gut wäre, nein, das ist phantastische, spannende Unterhaltung der Extraklasse, aber das kleine gewisse Etwas, was einen Bondfilm ausmachen sollte, fehlt. Das ist halt der Moment, wo ich sage, da kann ich mir eben auch »The Transporter« oder vor allem »Mission Impossible« anschauen, wenn es wieder mal um die Rettung der Welt geht. Ich aber möchte mal wieder einen Bondfilm sehen! Anyway, genießen wir trotz alledem erst einmal wieder den Kampf zweier Männer im gesetzten Alter, dessen Ausgang ich hier ja wohl nicht verraten muss, und seien wir gespannt, was es mit der Martiniproduktion in Wattenscheid so auf sich hat.
Ray van Zeschau