Unbekannter Anrufer

Horror/Thriller, USA 2006, 87 min

Jill Johnson ist wirklich zu beneiden. Gerade hat sie, von jetzt auf gleich, einen Job bekommen. Als Babysitter bei wohlhabenden Leuten, in einem wahnsinnig modernen und sinnlos riesigen Haus, das zugegeben etwas einsam gelegen ist. Doch die Kinder schlafen wenigstens schon, als sie ihren Job antritt - Fühlen sie sich wie zu Hause - ähmm, wo sagten sie nochmal, schlafen die Kinder…?
Nachdem sie ihre erste Verwunderung über all die Flure, Zimmer und Treppen gleichmäßig verstreut und sich auch die Etage eingeprägt hat, auf der die Kinder liegen, richtet sie sich auf einen ruhigen, langweiligen Abend ein. Doch Regisseur Simon West hat anderes mit ihr vor. Von dem Moment an, als das Telefon das erste Mal läutet (das Ding mit der geringelten Schnur ist übrigens das Telefon), und eine keuchende Stimme säuselt „Have you checked the children“, flaut unser Job-Neid allmählich ab bis auf Null. Und wer da glaubt, die lieben Eltern wollen nur mal abklären, ob ihr Babysitter auch sein Geld wert ist, der irrt sich, denn die von der genervten Jill alarmierte Polizei ruft zurück, und erklärt ihr, dass der fragliche Anruf aus dem Haus gekommen wäre. Ein Lob auf die amerikanische Polizei. Jetzt bekommen die obszönen Wünsche des unbekannten Anruferss eine ganz andere Qualität, schließlich wollte er seinen eigenen Körper von Jills Blut bedeckt sehen. Zu allem Überfluss sind jetzt auch noch die Kinder spurlos aus ihren Betten verschwunden. Weiter sei von der noch folgenden Handlung nichts verraten. Allenfalls diese historische Begebenheit: 1979 drehte ein Mann Namens Fred Walton einen zirka zwanzigminütigen Kurzfilm über einen Babysitter, der per Telefon terrorisiert wird. Aus demselben Haus. Der Film war ein Knaller, rundherum stimmig und spannend, doch die Produzenten witterten ein großes Geschäft, also musste er noch zusätzliche siebzig Minuten um die bereits vorhandene Geschichte erfinden. Das Resultat war ein mittelmäßiger Film. Mit genialen ersten fünfzehn und grandiosen letzten fünf Minuten. 2005 haben die Macher des vorliegenden Remakes aus den damaligen Fehlern und dem Misserfolg von »When a stranger calls« Folgendes gelernt: Man schmeiße die unlogischen siebzig zusätzlichen Minuten der Geschichte weg und behalte nur den Rest. Das Dumme daran war aber, dass nun wieder eine reichliche Stunde zu einem passablen Kinofilm fehlte.