Tage des Zorns
In Berlin rollen (Wachs)köpfe, in Hollywood fliegen Walküren, ja die Nazis haben Feinde. Und das, wie wir alle wissen, auch aus gutem Grund. Doch obwohl der Zweite Weltkrieg uns mittlerweile in fast wöchentlichem Rhythmus auf n-tv und den Öffentlich-Rechtlichen bis ins Detail vermittelt wird, bleibt ein Thema doch recht unbeachtet. Denn wenn es ums Thema Widerstand im Dritten Reich geht, versagt in aller Regelmäßigkeit der Antwortreichtum der Leute schon bei der Frage, wie es denn in Tschechien aussah. Oder in Norwegen? Und was war eigentlich in Dänemark los? Zumindest auf letztere Frage geht Ole Christian Madsens neustes Werk »Tage des Zorns« ein. Denn während in deutschen Gefilden unter anderem diverse Grafen und Geschwister ihrem Schaffen nachgingen, formte sich auch in Dänemark der Widerstand. Zwei ihrer populärsten Vertreter war ein Duo, im Allgemeinen bekannt als »Flamen og Citronen« also „Fackel und Zitrone“. Klingt lustig, war aber tödlich, zumindest für Dänen, welche mit den Deutschen kollaborierten. An dieser Stelle setzt Madsens Film ein. Als Flamen den Chef der deutschen Abwehr ausschalten soll, verwickelt dieser ihn in ein Gespräch, welches Flamen Fragen aufwirft. Gleichzeitig lässt sich sein Partner auf die geheimnisvolle Ketty ein. Diese erzählt ihm ihre Ansicht der Dinge und auch einiges über Flamen und Citronens Auftraggeber Winther. Damit schreitet sie voran, die innere Unruhe in den beiden geachteten Todesengeln des Widerstandes. Während sie für ihre kühne Genauigkeit, mit der sie kollaborierende Landsmänner umbringen, vom Volk als Helden gesehen werden, breitet sich in den beiden Zweifel aus. Können sie darauf vertrauen, dass nur schuldige Menschen auf ihrer Todesliste stehen? Ist es mit stetig wachsendem Kopfgeld möglich, selbst eine tiefere persönliche Beziehung aufzubauen? Rechtfertigen die Umstände dieses Maß von Gewalt? Die Antworten dazu liegen weder in »Tage des Zorns« noch auf n-tv. Dieses Urteil kann sich nur einer bilden. Man selbst.
José Bäßler
Buch: Lars K. Andersen, Ole Christian Madsen
Regie: Ole Christian Madsen
Darsteller: Mads Mikkelsen, Thure Lindhardt, Christian Berkel, Peter Mygind, Stine Stengade
Kamera: Jørgen Johansson
Musik: Karsten Fundal
Produktion: Wüste Film, Nimbus, Studio Babelsberg, Lars Bredo Rahbek, Stefan Schubert, Ralph Schwingel
Bundesstart: 28.08.2008
Start in Dresden: 28.08.2008
FSK: ab 12 Jahren