Schwere Jungs

Drama/Komödie, Deutschland 2006, 94 min

Wer mehr wiegt, ist eher im Ziel. Nach dieser einfachen Formel gewann der Deutsche Andreas Ostler (hier Dorfler) 1952 in Oslo bei den Olympischen Spielen sowohl die Viererbob- als auch die Zweierbobentscheidung mit dem Bob Deutschland I. Bei der ersten Teilnahme nach Kriegsende konnte man die „Sportgeräte“ allerdings noch nicht wirklich Bobs nennen. Denn die waren genauso abenteuerlich wie die Regeln. Offensichtlich gab es noch keine Gewichtsbeschränkungen, und so haben sich die deutschen Medaillengewinner regelkonform zu Gold gefuttert. Doch bevor gejubelt werden konnte, musste erst einmal hart trainiert, intrigiert, gebremst und gegrübelt werden, denn die härteste Konkurrenz kommt aus dem eigenen Lande. Schreinermeister Gamser ist ein ehrgeiziger Tüftler und wild entschlossen, dem amtierenden Weltmeister Dorfler in Oslo die Butter vom Brot zu streichen. Doch ach, erst müssen alle vier unten ankommen. Irgendwie ähneln die Kerle in ihren Pullovern und Lederkappen noch sehr den tollkühnen Männern in ihren fliegenden Kisten, und der Gamser hat mit seinem umgebauten Leiterwagen wohl auch keine echte Chance. Doch die will er wenigstens nutzen. Also wird gekämpft, was die Piste hergibt, mit Haken und Ösen, und siehe da: acht deutsche Bobfahrer qualifizieren sich für die Olympiade. Damit beginnen die eigentlichen Probleme, denn nur der bessere, sprich schnellere Bob wird im Finale starten. Und der Leusl bändelt vor laufenden Kameras mit der Eislaufprinzessin Johanna Mücke an, während der Gustl seine Aufmerksamkeit diversen Sexheftchen zuwendet. Kurz, es herrscht einige Aufregung im deutschen Lager. Als dann auch noch beide Teams in den Vorläufen zu scheitern drohen, hocken sich die acht Bayern um einen Tisch und überlegen, was zu tun ist. Gamser hat den rettenden Gedanken, und plötzlich fangen alle an zu futtern, um im Deutschland-Bob einen Platz zu ergattern. Auf der einzigen europäischen Natureisbahn in Sankt Moritz, wo schon James Bond zu Tale ging, drehte Regisseur Marcus H. Rosenmüller seinen liebevoll gestalteten Schlittenspaß, der nahtlos anschließen soll an den Erfolg von »Wer früher stirbt, ist länger tot«. Wenn es nach den schweren Jungs geht, dann wird auch das „Wunder von Oslo“ ganz ordentlich durch die deutschen Kinos poltern, ein paar Kurven kratzen, etliche Kufen verlieren und, alles in allem, eine echt urige Siegesfahrt antreten.
C. Fredo

Buch: Philipp Roth

Regie: Marcus H. Rosenmüller

Darsteller: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Michael A. Grimm, Nicholas Ofczarek, Horst Krause, Bastian Pastewka

Kamera: Torsten Breuer, Lars Schreiber (Sportkamera)

Bundesstart: 18.01.2007

Start in Dresden: 18.01.2007

FSK: o.A.