Riefenstahl
Noch ein weiterer Film über Leni Riefenstahl? Ist das sinnvoll? Ja, denn Dokumentarfilm-Spezialist Andreas Veiel (»Blackbox BRD«) untersucht anhand von neuem Material (700 Kisten! aus den Archiven und dem Nachlass Leni Riefenstahls) noch einmal akribisch die enge Beziehung der gefeierten Filmemacherin und Regisseurin zum Hitler-Regime. Verehrt (etwa von Regisseuren wie George Lucas und Quentin Tarantino) wird Riefenstahl nicht nur für ihre herausragenden künstlerischen Fähigkeiten, die sich in ihren bekanntesten Werken, den Propagandafilmen »Triumph des Willens« und »Olympia« manifestieren, sie wird auch für die Besessenheit geschätzt, mit der sie ihre künstlerischen Vorstellungen umsetzte. Von den dabei entstandenen Kollateralschäden ist bisher wenig bekannt. Regisseur Veiel spart Riefenstahls Qualitäten keineswegs aus, lotet aber mit großer Akribie und Detailgenauigkeit die Widersprüche zwischen ihrer sich selbst verklärenden Darstellung und stark belastenden Beweisen für ihr Wissen über die Nazi-Gräueltaten aus. Riefenstahl, die mit nahezu selbstentlarvender Vehemenz immer wieder öffentlich abstritt, mit der Ideologie der Nazis sympathisiert zu haben, inszenierte sich nach Kriegsende immer wieder gekonnt als unpolitische Künstlerin im Elfenbeinturm und versuchte stets, die absolute Hoheit über Beiträge zu ihrer Person und Kunst zu behalten. Doch gelegentlich entglitten auch ihr die Fäden. Nun offenbart ihr eigener Nachlass ein sehr viel differenzierteres Bild Riefenstahls. Frappierend sind die Parallelen zur Gegenwart. Ein brennend aktueller Film.
Grit Dora
Buch: Andres Veiel
Regie: Andres Veiel
Kamera: Toby Cornish
Sprecher: Ulrich Noethen
Musik: Freya Arde
Produktion: Vincent Productions
Bundesstart: 31.10.2024
Start in Dresden: 31.10.2024
FSK: ab 12 Jahren