Die große Depression

Dokumentation, Deutschland 2005, 88 min

Deutsche, hört auf zu jammern! Man muss nicht unbedingt Michael Moore heißen, um sich einen Kopf über den Zustand und die Unzulänglichkeiten seines Landes zu machen. Der gebürtige Schwabe und Filmemacher Konstantin Faigle hat dies erkannt und getreu dem Motto „Einsicht ist der erste Weg zur Besserung“ gehandelt! Und er hat allen Grund dazu, will er als werdender Vater nicht mit ansehen, wie sein Kind in ein „kollektiv depressiv verstimmtes Land“ (Johannes Rau) hineingeboren wird. Doch was führt uns Deutsche in »Die große Depression«, jene tragische Verzweiflung, die so zentnerschwer auf uns lastet? Sind wir im internationalen Vergleich vielleicht gar nicht die Depressivsten? Man denke da nur an die Ungarn, die Finnen oder an unsere unmittelbaren Nachbarn die Österreicher. Unser spezifisch deutscher Zustand zeichnet sich jedoch scheinbar durch ein besonderes Dilemma aus: Wir sind schwermütig, beobachten uns selbst dabei und werden darüber noch schwermütiger. Warum tragen wir ständig diese immense Lust am Jammern und an der Schwarzmalerei in uns? Und warum ist unser Glas immer halb leer, obwohl noch ganz schön viel drin ist?
In einer satirischen Selbsttherapie begibt sich Konstantin Faigle auf eine ethnologische, historische, soziologische und naturwissenschaftliche Reise kreuz und quer durch unser Land und versucht zu ergründen, wie man der „schweren, deutschen Seele“ endlich wieder Flügel verleihen kann. Glücklicherweise trifft er auf seinem Weg mehr oder weniger prominente Antidepressiva wie Vater Faigle, Pater Anselm Grün, Ludwig II., Alice Schwarzer und Walter Jens…
Konstantin Faigle sagt: „Ich wollte keinen zynischen Film machen und mich einreihen in die gewohnte Selbstgeißelung und Selbstkasteiung, in der wir eh schon Weltmeister sind. »Die große Depression« ist meine ganz persönliche, ebenso ernste wie ironische und vor allen Dingen selbstironische Sicht auf mich, meine Mitmenschen und mein Heimatland. Mehr Selbstironie, statt mehr Selbstkritik! Hört auf, Euch so ernst zu nehmen! Das ist die Grundhaltung, mit der ich diesen Film gemacht habe.“
Fazit: Der Anfang ist gemacht, nun ist es an uns, dem Filmemacher zu folgen und an unserer Selbstbefreiung zu arbeiten. Schon ein bisschen weniger BILD-Zeitung lesen könnte da sicher einiges bewirken!
Stefan Ostertag

Buch: Konstantin Faigle

Regie: Konstantin Faigle

Darsteller: Prof. Dr. Holsboer, Anselm Grün, Walter Jens, Jürgen Leinemann

Kamera: Hajo Schomerus

Produktion: Unafilm, ZDF, Titus Kreyenberg, Lucas Schmidt

Bundesstart: 01.09.2005

Start in Dresden: 01.09.2005