TRAILER

Schachnovelle

Drama, Deutschland 2020, 112 min

Der österreichische Autor Stefan Zweig, der 1940 vor den Nationalsozialisten nach Brasilien floh, verfasste bereits in seiner neuen Heimat sein letztes, heute bekanntestes Werk „Die Schachnovelle“. Nach der Verfilmung aus dem Jahre 1960 gibt es nun eine weitere Adaption durch den Film- und Opernregisseur Philipp Stölz. Diese bleibt dem Buch von 1941 treu und erzählt die Geschichte ebenfalls rückblickend aus der Sicht des Anwalts Josef Bartok (Oliver Masucci). Bevor er im Jahre 1938 mit seiner Frau Anna (Birgit Minichmayr) aus Wien fliehen kann, wird Bartok vom Gestapo-Leiter Franz-Josef Böhm (Albrecht Schuch) verhaftet und in das Hotel Metropol, das Hauptquartier der Gestapo, gebracht. Dort soll er die Konten seiner Kunden, deren Vermögensverwalter er war, zugänglich machen. Als er sich weigert, kommt er in eine lange Isolationshaft und nur ein zufällig gefundenes Schachbuch hält ihn am Leben. Dem deutschen Filmemacher Stölz, der zuletzt mit seiner schwungvollen Musical-Komödie »Ich war noch niemals in New York« die Leinwände eroberte, ist ein großartiges Vexierspiel gelungen. Schach als Metapher für Macht und Dominanz wird hier bis ins Feinste ausgestaltet, und so konzentriert sich der Film auch ganz auf den Zweikampf der beiden Männer. Diese werden hervorragend von Oliver Masucci (»Als Hitler das rosa Kaninchen stahl«) und Albert Schuch (»Berlin Alexanderplatz«) verkörpert. Vor allem letzterer verleiht seiner Rolle mit seinem großen Talent wieder eine ins Mark gehende Mischung aus harmlosem Auftreten und einer tiefen Abgründigkeit der Seele. Auch optisch wurde die Geschichte wunderbar im schönsten Zeitkolorit umgesetzt. So entstand mit »Schachnovelle« eine durch und durch gelungene Adaption des Stoffes, welche dem Klassiker von Zweig bestimmt noch einmal neue Leser bescheren wird.
Doreen