Der Prozeß

Drama, BRD/Frankreich/Italien 1962, 118 min

Direkt nach einem Adagio-Traum von Tomaso Albinoni wacht Josef K. eines Morgens auf. Statt seiner Vermieterin mit dem Frühstück erwarten ihn zwei Herren vom Gericht und teilen dem Konsternierten, ohne nähere Gründe zu nennen, seine Verhaftung mit. Von nun an geht es in einer schwindelerregenden Abwärtsspirale durch alle Instanzen. Anthony Perkins eingeschüchterter Blick verwandelt sich mehr und mehr zu einer angsterfüllten Grimasse. Planlos rennt er umher, versucht unterzutauchen bei Fräulein Bürstner (Jeanne Moreau), später in seinem Büro, eilt ferner zu Hastler, dem Advokaten, und bringt seinen Fall bei Gericht vor. Zumindest versucht er dieses. Treppauf, treppab. Doch keine Tür, die er öffnet, führt ihn zurück in die unbescholtene Freiheit. Und das Schlimme daran, Josef K. kennt nicht einmal den Grund für die Klage und wird ihn auch nie erfahren. Mit Fug nennt man so etwas seither eine kafkaeske Situation und mit Recht darf man hinzufügen; könnte man Kafka je verfilmen, dann müsste er in etwa so aussehen. Bedrohlich tief hängen die Zimmerdecken, beängstigend endlos scheinen die Gänge, die Anthony Perkins entlang hetzt und die Kamera lauert unterm Tisch wie ein böses Tier und knurrt zu dem Verzweifelten hinauf.
Meisterlich in Szene gesetzt von niemand Geringerem als dem Regie-Titanen Orson Welles, der nicht nur kroatische Industrieanlagen, römische Kloaken und französische Bahnhöfe in schwarz-weiße Albträume verwandelt, sondern der auch gleich den Advokaten gibt. Gehüllt in seidene Mäntel und umringt von emsig devoten Kratzfüßen (Akim Tamiroff) und teuflisch schönen Mistressen (Romy Schneider). Allein, es nützt nichts. Empört und ermattet sinkt er am Ende seinem Schicksal in die Arme.