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Atlas

Drama, Deutschland 2018, 100 min

Atlas (Rainer Bock) ist ein verschlossener 60-Jähriger, der schweigend seine harte Arbeit als Möbelpacker tut und jenseits des Knochenjobs nichts hat als eine deprimierende Wohnung, in der er einsam Gewichte stemmt.
Sein Chef Roland (Uwe Preuss) arbeitet mit einem Clan zusammen, der marode Häuser aufkauft, sie mit Druck leerziehen lässt und für ein Vielfaches zur Luxussanierung weiter verkauft. Die Drecksarbeit in diesem Spiel übernehmen die Möbelpacker. Ein einfältiger Brutalo stößt zur Truppe, er hat sich nicht um den Job beworben, sondern wurde vom Clan in die Packertruppe geschickt, um den Druck zu erhöhen, der Chef kann nix dagegen tun.
Bei einer neuerlichen Räumung kommt es zu einer Schlägerei. Atlas schreitet ein. Er glaubt in dem Mieter, der sich nicht einschüchtern lässt, seinen Sohn Jan zu erkennen. Vor 30 Jahren hat Atlas seine Familie verlassen. Diese Schuld drückt ihn weit mehr als sein dubioser Job. Langsam und vorsichtig nähert er sich der Kleinfamilie Jans und versucht, sie zu beschützen.
Der kluge Plot von David Nawrath und Paul Salisbury zeigt anhand einer kleinen persönlichen Vater-Sohn-Geschichte die Nebenwirkungen der Gentrifizierung in Großstädten. Das schmutzige Gesicht Frankfurts spielt neben Rainer Bock die zweite Hauptrolle. Selten sah die Metropole im Kino so real und so trostlos aus. Bundesdeutsche Wirklichkeit. Die kriminellen Machenschaften, die vom Staat, der Gesellschaft im Rahmen der sozioökonomischen Umstrukturierungsprozesse weitgehend weg geschwiegen werden, thematisiert Regiedebütant Nawrath ohne vordergründige Anklage. Er überlässt die Entwicklung des Dramas ganz seinen herausragenden Schauspielern. Rainer Bock, der bisher auf bürokratische Fieslinge abonniert schien, glänzt mit durch und durch körperlichem Spiel und spielt mit sparsamsten eindrucksvollen Mitteln den geschlagenen alten Mann, der noch einmal Kante zeigt, um etwas gutzumachen. Flankiert wird er von einem nicht minder brillanten Ensemble: Albrecht Schuch, Thorsten Merten, Uwe Preuss, Roman Kanonik, Nina Gummich.
Grit Dora

Buch: David Nawrath, Paul Salisbury

Regie: David Nawrath

Darsteller: Rainer Bock, Albrecht Schuch, Thorsten Merten, Uwe Preuss, Roman Kanonik, Nina Gummich

Kamera: Tobias von dem Borne

Musik: Enis Rotthoff

Produktion: 3/5, WDR, Arte, Britta Knöller, Hans-Christian Schmid, Götz Schmedes, Georg Steinert

Bundesstart: 25.04.2019

Start in Dresden: 25.04.2019

FSK: ab 12 Jahren