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Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein

Drama, Deutschland 2019, 146 min

Ein Kind in den 1950er Jahren sein zu müssen, war ein zwiespältiges Abenteuer. Die Erwachsenenwelt bot kurz nach dem Krieg wenig spielerische Anreize. Da war es schon ein Glück, wenn man hineingeboren wurde in die urkauzige Gesellschaft des Wiener Großbürgertums. Hier schien es, als seien die Menschen in Wehleidigkeit verwunschen und in Schweigen über das Vergangene. Gerade mit einem vom Krieg gezeichneten Vater wie Roman Silberstein drohte einem eine fragwürdige Kindheit. Der junge Paul Silberstein ist ein aufgeweckter Bursche, der tut, was ihm gerade in den Sinn kommt. Umgeben von einem Opium konsumierenden Ritter der französischen Ehrenlegion als Vater und einer wunschlos ewig badenden Schönheit als Mutter, bewertet Paul seine Zukunftsaussichten ganz pragmatisch. Werde nicht wie alle, die du nicht sein willst… Und so eignet er sich geschwind ein Schutzschild aus allerlei Merkwürdigkeiten an.
Als Regisseur Rupert Henning vor zehn Jahren André Hellers autobiografische Erinnerungen las, griff er noch beim Lesen zum Stift und begann, die skurrilen Bilder einer untergegangenen Welt zu skizzieren. Für Heller selbst war die Kindheit ein Feuer aus Stroh, bitter und süß. Beide Facetten vermochte der neu entdeckte Valentin Hagg ganz spielerisch in seine Figur einzubringen, Rupert Henning war entzückt und verhalf dem kleinen Hagg/Heller/Silberstein zum Weltmeistertitel im Unsichtbarsein. Solch seltsamer Kindeswunsch manifestiert sich nämlich bei Paul, als Vater Silberstein durch das Brandzeichen römisch-katholischer Erziehung versucht, seinen Sohn vor etwaigen, künftigen Judenverfolgungen zu beschützen. Im Jesuiteninternat. Ein Graus, bei dem Paul beschließt, vollkommen überzusiedeln in das Land seiner kindlichen Fantasie. Und als der Vater plötzlich stirbt, begibt sich Paul auf die Flucht. Will seine Träume überprüfen. Er weiß noch nicht genau, wo es hingehen soll, doch er weiß genau, wovor er jetzt flieht.
Alpa Kino