TRAILER

The Favourite - Intrigen und Irrsinn

Drama/Kostümfilm, Großbritannien/Irland 2018, 120 min

Königin Anne (Olivia Colman) ist ein quirliges unberechenbares Wesen, gefangen in ihren Launen, ihren Stimmungsschwankungen. Ihre engste Vertraute, Lady Sarah Churchill (Rachel Weisz), die Herzogin von Marlborough, ist nicht nur die Frau, die an Annes Stelle das Land regiert, sie ist auch ihre heimliche Liebhaberin - ein skandalöses Geheimnis. England befindet sich im Krieg mit Frankreich, es gäbe also viel zu tun, Sarah regelt, was geht, doch konsumiert und amüsiert werden muss auch. Die Ananas ist die Luxusfrucht der Stunde, Hummerrennen erfreuen sich großer Beliebtheit. Der Jagd als dem klassischen Vergnügen der Aristokratie wird gefrönt. Noch wird nur auf Tiere geschossen. Als ein neues Dienstmädchen (Emma Stone) mit aristokratischen Wurzeln bei Hofe eintrifft, sich hochdient, der Königin Schlafzimmer belauscht und ihr bald darauf gefällig ist, macht sie der Herzogin die Gunst der Königin streitig. Das Spiel um Liebe und Macht mündet in den Kampf um den ersten Platz, der wird mit allen Mitteln ausgetragen. Welcher Ehrgeiz ist der größere? Die Königin folgt leidenschaftlich dem Gefecht ihrer Favoritinnen - soviel Amüsement war selten. Wenn dafür Blut fließen muss, ist das eben so…
Nach Filmen wie »Lobster« und »Dogtooth« hat sich Yorgos Lanthimos erstmals einen historischen Stoff vorgeknöpft. Im historischen Gewand zeichnet er ein phantastisch sarkastisches Porträt von Bedeutungsträgern am Beispiel von Frauen und führt die Mechanismen einer verqueeren Dreierbeziehung vor. Wie stets zeigt er das Exemplarische im Persönlichen. Die 200 Jahre Distanz zum Geschehen verweisen um so deutlicher auf groteske aktuelle Auswüchse von Macht und Missbrauch. Formal ist Lanthimos wieder auf ganz hohem Niveau unterwegs, sehr spielerisch, immer leicht überzeichnet, mit gelegentlichen Ausflügen ins Irrwitzige und Kamerafahrten mit dramatischen optischen Verzerrungen. Ein Film auf Augenhöhe zu Stanley Kubricks »Barry Lyndon« und Stephen Frears »Gefährliche Liebschaften«. Großartig.
Grit Dora