Paradies
An der Côte D'Azur verkehrte die attraktive Redakteurin der Modezeitschrift „Vogue“ Olga (Julia Vysotskaya) einst mit jenem schmucken Schöngeist Helmut (Christian Clauß), der sie mit Tschechow zu beeindrucken wusste. Doch jener deutsche Adlige ist für die Russin nun passé, sie denkt jetzt pragmatischer; Olga arbeitet für die Resistance und versteckt jüdische Kinder vor den anrückenden Nazis. Nach ihrer Festnahme zieht sie in Betracht, mit ihrem Vernehmer Jules (Philippe Duquesne) gewisse Hafterleichterungen zu verhandeln, womöglich springen im Bett noch wichtige Informationen heraus, die der Vichy-Kollaborateur preiszugeben hat. Ehe es dazu kommen kann, wird Jules von der Resistance beseitigt. Kurz darauf wird Olga, jetzt ohne Fürsprecher, in ein Konzentrationslager deportiert. Hier trifft sie Helmut als einen hochrangigen SS-Offizier wieder, der ihr ganz unverhohlen Hitlers „deutsches Paradies auf Erden“ verspricht. Der Russin gelingt es, seine früheren Gefühle auszunutzen, indem sie seine Geliebte wird…
Dieses Drama von einer unerfüllbaren Liebe könnte sich streng genommen überall und zu jeder Zeit abspielen, durch die Verankerung mitten im Holocaust räumt der russische Regisseur Andrej Konchalowski seiner Geschichte jedoch einen wichtigen Platz ein im kollektiven Gedächtnis der europäischen Gesellschaft.
Jeder Dresdner Kinofan sollte den 80-jährigen Konchalowski eigentlich dem Namen nach kennen. Seine »Sibiriade« lief nicht umsonst jahrein, jahraus in allen Dresdner Häusern, in denen der Konchalowski-Verehrer Frank Apel etwas zu sagen hatte. Wenn sich der Altmeister jetzt den begabten Christian Clauß vom Dresdner Theater vor seine Kamera holt, um durch dessen Mund siebzig Jahre alte Nazipropaganda ins Gedächtnis zu rufen, fährt dem Zuschauer hoffentlich der eine oder andere Schrecken in die Glieder, angesichts ganz brandaktueller Parallelen.
Alpa Kino
Buch: Andrej Konchalowski, Elena Kiselewa
Regie: Andrej Konchalowski
Darsteller: Julia Wjsotskaja, Christian Clauß, Philippe Duquesne, Peter Kurth, Jakob Diehl
Kamera: Alexander Simonow
Produktion: DRIFE, Andrej Konchalowski, Florian Deyle, Olesya Gidrat
Bundesstart: 27.07.2017
Start in Dresden: 27.07.2017
FSK: ab 12 Jahren