Frantz

Drama, Frankreich/Deutschland 2016, 114 min

Sich den neuen Film von Francois Ozon anzusehen, gilt bei vielen Liebhabern seiner ausgeprägten cineastischen Handschrift bereits als hinlänglicher Grund für den Gang ins Kino. Wenn dann das Sujet: eine deutsche Kleinstadt im Harz, ein Jahr nach dem Ende des 1. Weltkrieges, sowie die Darsteller: mit der berückend anmutigen Paula Beer und dem charmanten Pierre Niney, ins Spiel kommen, bahnt sich ein spannender Kinoabend an. Anna betrauert den Tod ihres Verlobten mit der dafür ziemlichen Hingabe und pflegt dessen leeres Grab sorgsam, ruht ihr geliebter Frantz doch für immer in irgendeinem französischen Schützengraben. Sie lebt nunmehr im Hause von Frantzens Eltern, halb Schwiegertochter, halb Ziehkind der alten Hoffmeisters und findet eines Tages fremde Blumen unterm Kreuz des Gefallenen. Der junge Mann, der im Gasthof abgestiegen ist, stellt sich tatsächlich im Hause Hoffmeister als Franzose vor. Doch der Vater, dem jeder Franzose als der Mörder seines Sohnes gilt, weist ihm die Tür. Erst auf nachdrückliche Einladung der beiden Frauen kommt ein Besuch zustande, bei dem der nach Quedlinburg gereiste Adrien einiges zu erzählen hat. Glaubt man seinen Worten, waren er und Frantz gute Freunde und Adriens Schmerz über den Verlust rührt selbst den Vater von Frantz. Auch Anna spürt eine angenehme Mischung aus wiederkehrender Erinnerung an ihren Verlobten und vertrauter Zuneigung zu dessen unbekanntem Freund…
„Haben sie keine Angst, uns glücklich zu machen…“ ruft Mutter Hoffmeister aus, in freudiger Erregung, nicht ahnend, welche Geschichte den Franzmann mit ihrem Sohn verbinden könnte. Beinahe zärtlich entrollt Francois Ozon hier seine Fäden, die er ausdrücklich dort anknüpft, wo Hanekes »Das weiße Band« die losen Enden liegen ließ. Und er stellt das Gefühlschaos in den Mittelpunkt der Handlung, welches die 20-jährige Paula Beer folglich zu bewältigen hat. Denn Anna fällt es zu, Adriens Geheimnis zu erfahren, es vor den Eltern zu bewahren, ihnen seine überstürzte Abreise zu erklären und sich schließlich in Paris auf die Suche nach ihm zu begeben…
alpa kino