Als wir die Zukunft waren

Dokumentation/Geschichte, Deutschland 2015, 91 min

Wie erklärt man seinen Kindern oder Enkeln, dass man noch am Ort seiner Kindheit lebt und trotzdem in einem anderen Land? Wie erklärt man die DDR? Mit »Als wir träumten« verfilmte Andreas Dresen im vergangenen Jahr Clemens Meyers Roman über das Ende einer Kindheit in der Nachwendezeit. Jetzt zeigen eine Regisseurin und sechs Regisseure in sieben Episoden ihren ganz persönlichen Blick auf ihre Kindheit. »Als wir die Zukunft waren« meint hier vor allem die Zukunft des Sozialismus. Und das „als“ im Titel von Filmen, die von der DDR handeln, meint immer „Damals, als alles anders war“ - eine ganz eigene Form von „Es war einmal“.
Die sieben, die sich für dieses Projekt zusammen taten, sind Lars Barthel, Gabriele Denecke, Andreas Voigt, Peter Kahane, Thomas Knauf, Hannes Schönemann und Ralf Marschalleck. Alle sind sie in den 1950er Jahren geboren und in ganz unterschiedlichen familiären Verhältnissen aufgewachsen, einige widerständiger, einige angepasster. Alle eint, dass sie für die DEFA gearbeitet haben. Mit ganz unterschiedlichen stilistischen Mitteln öffnen sie ihre Erinnerungsräume, frei assoziierend oder dokumentarisch, per Animation oder als Spielfilmsequenz, aber stets unverklärt. Die Kindheiten im Osten erzählen viel über starke Mütter, für die es selbstverständlich war, zu arbeiten und Kinder aufzuziehen. Die Väter waren eher abwesend, wenn nicht ohnehin ausgereist. »Als wir die Zukunft waren« ist ein beeindruckender und beunruhigender Film über mit dem Sozialismus verklammerte jugendliche Sehnsüchte und Zweifel, und über das Ende einer Utopie.
Grit Dora