Mit dem Herz durch die Wand

Komödie, Frankreich 2015, 91 min

Es könnte nicht schlimmer kommen für den zurückgezogen lebenden Erfinder Machin: Er, der für seine Arbeit absolute Ruhe benötigt und selten die Wohnung verlässt, bekommt eine neue Nachbarin - eine Pianistin! Die ehrgeizige junge Musikerin (Mélanie Bernier) hält ihr üppiges tägliches Übepensum konsequent ein und macht ihn damit wahnsinnig. Wie hellhörig sind doch die Wohnungen, wie absolut unaushaltbar die Lebensäußerungen anderer für ausgesprochen sensible - und ja - intolerante junge Mitmenschen. Schnell entspinnt sich ein Kleinkrieg, denn auch die junge Frau leidet unter den Wohn- und Arbeitsgeräuschen des gestrengen Nachbarn. Es wird gestritten, ausgeflippt und schließlich zäh verhandelt. Schrittchenweise kommt man sich bei Gesprächen durch die unzureichende Wand näher. Bald erscheint diese als die letzte dünne Grenze zwischen dem aufflammenden Begehren der beiden. Eine Grenze, die nicht ohne weiteres überschritten wird, haben die zwei Eigenbrötler doch Hemmungen, sich per Direktkontakt auf andere Menschen einzulassen. Beide erfinden sie ein schöneres Bild von sich selbst und tuschen es dem jeweils anderen in den schmeichelhaftesten Farben aus. In einer romantischen französischen Komödie lässt sich diese Strategie naturellement nicht lange durchhalten. Tag X kommt bald und die beiden verletzlichen Typen aus ihrem Schneckenhaus… denn Liebe macht vor keine Mauer halt. »Mit dem Herz durch die Wand« überzeugt mit Tempo, Wortwitz und reichlich Situationskomik.
Regisseur Clovis Cornillac hat sich die Rolle des Machin auf den äußerst vorzeigbaren Leib geschrieben. Für einen spleenigen, scheuen Erfinder sieht er viel zu gut aus. Wahrscheinlich hat sich niemand getraut, ihm das zu sagen.
Grit Dora