TRAILER

Er ist wieder da

Komödie, Deutschland 2015, 116 min

Nun hat es acht geschlagene Jahre gedauert, bis man endlich wieder einen Film über Adolf Hitler gedreht hat, von den schier ungezählten TV-Werken wie »Hitler - wie er wirklich war«, »Hitler - Er und sein Garten«, »Hitler - Rentner haben niemals Zeit« usw. mal abgesehen. Der neuen Hitlerei liegt der von Timur Vermes 2012 veröffentlichte gleichnamige Satireroman zu Grunde, der es immerhin auf Platz 1 der Bestsellerliste des Spiegels schaffte, was, wie viele Kritiker meinen, nicht unbedingt an dem überragenden Erzählstil des Autors gelegen hat. Wo Hitler draufsteht, muss nicht unbedingt Hitler drin sein, aber ein Teil der Miete ist schon mal im Kasten und der reflexartig medienwirksamen Kritik der moralinsauren Kulturapostel kann man sich wohl sicher sein. Angenommen hat sich des Werkes Regisseur David Wnendt, dessen Feuchtgebieteverfilmung doch recht charmant daherkam, was nicht zuletzt vor allem Carla Juri zu verdanken war. Nun also ist der Föhror wieder in Town und erwacht 70 Jahre nach seiner eigentlichen Selbstentleibung und anschließender Verköhlerung inmitten von Berlin-Mitte. Hitler (Oliver Masucci) staunt nicht schlecht, was aus seiner Reichshauptstadt so geworden ist. Schnell verschafft er sich an einem Zeitungskiosk einen Überblick zur Lage der Welt und ist zunächst bei dessen Besitzer (Lars Rudolph) auch zu Hause erst einmal are welcome. Dieser vermittelt ihn rasch ans Fernsehen, wo auch Senderchefin Bellini (Katja Riemann) schnell davon überzeugt ist, dass hier Comedy vom Feinsten auf Sendung muss. Aber auch ohne Propagandaminister Goebbels, der hier irgendwie liegen geblieben ist, sieht Hitler schnell die medialen Propagandamöglichkeiten, die das moderne Fernsehen und vor allem das Internet einschließlich Facebook zu bieten hat, um doch noch die Weltherrschaft zu erringen. Einziger Haken, keiner glaubt, dass er der Führer ist. Nun sind solche Gedankenspielereien „Was wäre wenn“ immer ganz interessant, zuweilen zu simpel, oft aber auch ins gedanklich Bodenlose führend. Am treffendsten ist da immer noch die Verfilmung von Robert Harris Roman »Vaterland« anzusehen, der den Sieg Hitlers zur Grundlage hat. Auch wenn »Er ist wieder da« natürlich Satire ist und so ziemlich alles darf, kommt die Was-wäre-wenn-Überlegung mir etwas zu konstruiert daher, da sie oft den Eindruck vermittelt, den Film in seinem Ansatz mundgerechter über die Strecke zu bringen. Doch macht nicht Satire erst Satire aus, wenn sie nicht wirklich etwas mit dem wahren Leben zu tun hätte? Was würde denn passieren, wenn in Berlin plötzlich ein 56-jähriger Mann auf der Straße herumlaufen würde, der tatsächlich aussähe wie Hitler? Sicherlich nicht zum Fernsehstar avancieren, knick knack. Aber egal, Regisseur David Wnendt will nur bisgen Spaß verbreiten, und das ist auch mit Hilfe der Figur Hitlers völlig legitim. Der Film hat durchaus köstliche Dialoge und Situationen zu bieten, die einen kurzweiligen Kinoabend garantieren dürften und somit ende ich heute mit Röttger Feldmanns Spruch: Der Führer war ein armes Schwein, er hatte keinen Führerschein!
Ray van Zeschau (Sie wissen schon: Lustig - Nicht Lustig)

Buch: David Wnendt, Minna Fischgartl, Johannes Boss, Timur Vermes

Regie: David Wnendt

Darsteller: Oliver Masucci, Lars Rudolph, Christoph Maria Herbst, Fabian Busch, Katja Riemann, Michael Kessler

Produktion: Mythos Film, Constantin, Claussen+Wöbke+Putz

Bundesstart: 08.10.2015

Start in Dresden: 08.10.2015

FSK: ab 12 Jahren