St. Vincent

Komödie, USA 2014, 103 min

Oliver (Jaeden Lieberher) ist eher klein für seine zwölf Jahre, er zieht gerade um und muss an eine neue Schule. Ideale Voraussetzungen, um erstmal routinemäßig vermöbelt zu werden. Seine allein erziehende Mutter Maggie (Melissa McCarthy) macht reichlich Überstunden, um sich und den Jungen durchzubringen. Ihr Nachbar am neuen Wohnort ist Vincent, ein Rentner, der zwischen Rennbahn und Table Dance pendelt, das Glas immer in Reichweite, ständig klamm und auch sonst irgendwie… unkonventionell. In Maggie wittert er eine Chance auf leichtes Geld. Für elf Dollar pro Stunde übernimmt er gern die Betreuung von Oliver, wenn die Mutter Abends schichten muss. Logisch, dass der Junge jede Menge bei dem Alten lernt. Glücksspiel, Nasen brechen und so weiter - lauter lebenspraktische Dinge. Vincent holt auch mal die Axt raus, wenn die großen Jungs aus der Klasse Oliver wieder ans Leder wollen. Der wiederum erkennt, dass sich hinter der ziemlich scharf gebackenen Schale des Rentners („rau“ ist kein angemessener Ausdruck dafür) ein liebevoller Typ verbirgt, der froh um seinen jungen Freund ist. Eine Win-win-Situation für alle und eine Paraderolle für Bill Murray, der den spröde vor sich hinknatternden, bärbeißigen Alten mit Lust verkörpert. Dass er in letzter Zeit immer häufiger so besetzt wird, tut der spielerischen Hingabe Murrays keinen Abbruch. An seiner Seite glänzt Naomi Watts in rosa Tops und weißen Shorts als russischstämmige Stripperin Daka mit zart prolligem Charme. In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen - Vincent tritt den Beweis an. Die freundliche Komödie über unheilige Helden des Alltags ist das Kinodebüt von Ted Melfi, der Regie führte und das Drehbuch schrieb.
Grit Dora