Wir sind jung. Wir sind stark.

Drama, Deutschland 2014, 128 min

Im Januar kommt, plötzlich von aktuellen Ereignissen eingeholt, ein beeindruckender und aufwühlender Film über einen der größten Krawalle der jüngeren deutschen Geschichte, viele sprechen in diesem Zusammenhang auch von Pogrom, auf unsere Leinwand. Burhan Qurbani inszeniert mit einem frischen und verdammt cool wirkenden Ensemble die Geschichte, die am 24. August 1992 in Rostock-Lichtenhagen eskalierte, aus dem Blickwinkel unterschiedlicher, auf verschiedenen Seiten beteiligter Menschen. Allein schon durch seine großteils Schwarzweißoptik fällt der Film aus dem gemütlichen Raster aktueller deutscher Produktionen.
Weder werden seine Protagonisten vorgeführt noch der Zuschauer belehrt. Qurbani erzählt scheinbar nüchtern, aber mit großer emotionaler Wirkung die Geschichte des Versagens von Politik, Polizei und Medien, zeigt, wie eine Gesellschaft vor den Augen der Weltpresse moralisch gegen die Wand fährt.
Rostock-Lichtenhagen 1992. In der verödeten Wohnsiedlung hängen die Jugendlichen herum und wissen nichts mit sich anzufangen. Tagsüber gelangweilt, harren sie der Nächte, um gegen Polizei und Ausländer zu randalieren. Auch Stefan (Jonas Nay), der Sohn eines Lokalpolitikers (Devid Striesow), streift mit seiner Clique ziellos durch die Gegend. Es brodelt, aber immer nur bis kurz vor dem Siedepunkt. Ohne Job und eine Aufgabe finden die Freunde immer nur sich selbst als Ziel kleinerer und großer Grausamkeiten. Liebe ist austauschbar, Freundschaft und Loyalität sind nur Beiwerk einer aufgesetzten Ideologie. Auch Lien (Trang Le Hong) lebt mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin in der Siedlung, im so genannten Sonnenblumenhaus, das von Vietnamesen bewohnt wird. Sie glaubt, in Deutschland eine Heimat gefunden zu haben und will auch nach der Wende bleiben. Ihr Bruder dagegen plant die Rückkehr, weil er vor dem Hintergrund der wachsenden Anfeindungen um die Zukunft seiner Familie fürchtet.
ak

Buch: Burhan Qurbani, Martin Behnke

Regie: Burhan Qurbani

Darsteller: Jonas Nay, Joel Basman, Saskia Rosendahl, Devid Striesow, Thorsten Merten, Trang Le Hong

Kamera: Yoshi Heimrath

Produktion: UFA Fiction, teamWorx, cine plus, ZDF, Arte, Jochen Laube, Frank Evers, Helge Neubronner, Leif Alexis

Bundesstart: 22.01.2015

Start in Dresden: 22.01.2015

FSK: ab 12 Jahren