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Night Moves

Drama, USA 2013, 117 min

Kelly Reichardts Geschichten erlauben einen eher seltenen Blick auf die USA, u.a. weil sie stets im ländlichen Oregon spielen. Und sie entstammen einem authentischen Alltag, wirken wie ausschnitthafte Fragmente eines Ganzen und zeigen Menschen auf einem bestimmten Weg, denen man als Publikum für einen Moment in dieser besonderen Situation folgt, um sie dann wieder in eine unbekannte Zukunft zu entlassen. Dabei sind Reichardts Filme durch eine ruhige, konzentrierte Kamera-Arbeit, immer ganz nah bei ihren Protagonisten, und entwickeln so eine faszinierende Intensität.
Reichardts neuer Film erzählt von drei Umweltaktivisten, die aufrütteln wollen und deshalb planen, einen Staudamm in der Nähe eines Naturfreizeitgebiets zu sprengen. Josh und Dena kaufen das Motorboot für die Tat, die am Wochenende ausgeführt werden soll. Der erfahrene wie abgebrühte Harmon ist als Kopf des Anschlags wenig begeistert, dass Dena, die bereits eine vorangegangene kleine Aktion finanziert hat, auch bei der Sprengung dabei sein soll. Für ihn ist sie ein Sicherheitsrisiko, Kind reicher Eltern, das mitspielen will. Doch die engagierte Dena überzeugt durch den heiklen Kauf einer auffällig großen Menge an Ammoniumnitratdünger, der für die Sprengung benötigt wird. Der Anschlag ist für sie und Josh der endgültige Schritt zur extremen Radikalisierung, aber beide sind sich einig: Er ist definitiv notwendig, und am Montag geht es unauffällig zurück in den Alltag. Kein Wort mehr über die Tat, kein Kontakt mehr. Doch dann geht etwas schief, und die Ereignisse lassen sich nicht einfach löschen. Der Anschlag löst bei Josh und Dena nicht kalkulierte Emotionen aus. Normalität ist kaum noch möglich.
Die Regisseurin Kelly Reichardt (»Meeks Cutoff«, »Wendy & Lucy«) zählt zu den ganz großen Talenten des amerikanischen Kinos. Sie interessiert sich ebenso sehr für die akribische Vorbereitung der Tat, wie für die Veränderungen, die sie in ihren Protagonisten hervorruft. So funktioniert »Night Moves« sowohl als Thriller als auch als Psychodrama.
»Night Moves« lief im Wettbewerb der Festivals von Venedig und Toronto 2013, beim Festival des Amerikanischen Films in Deauville gewann er den Hauptpreis.