Viva la libertà

Komödie, Italien 2013, 96 min

Wo liegt in der italienischen Politik eigentlich der Unterschied zwischen Realität und Komödie, fragt sich so mancher. Nicht nur in Italien. Denn die politische Bühne ist ein hartes Pflaster und »Viva la libertà« seziert freudig die Misere der Demokratie. Enrico Oliveri (Toni Servillo) hat nun auch die Krankheit der Moderne erreicht: der populäre Burn-Out. Doch als Chef der wichtigsten italienischen Oppositionspartei darf man sich keine Atempause nehmen. Korruption, Intrigen und das Leben in der Öffentlichkeit machen ihm zu schaffen, so dass er in einer Nacht- und Nebelaktion zu seiner ehemaligen Geliebten Danielle (Valeria Bruni Tedeschi) nach Paris aufbricht. Aber in der Politik kann man natürlich nicht kurz auf Pause drücken, und so bricht schnell Panik in der Partei aus. Die Übergangslösung heißt Giovanni, Enricos Zwillingsbruder, exzentrischer und gescheiterter Philosoph mit einem Hang zu unaufgeforderter Ehrlichkeit. Und die kommt an. Mit Vergnügen stürzt sich der lang herbeigesehnte Heilsbringer in die politische Szene und tanzt am Ende sogar Tango mit der Kanzlerin. Und sein depressiver Bruder kann währenddessen sein verlorenes Leben wieder finden.
Regisseur Roberto Andò verfilmt hier seinen Roman »Il trono vuoto« (»Der leere Thron«) und reflektiert sein Heimatland in der Krise des Protagonisten. Dabei ist ihm eine politische Satire gelungen, die eine Lektion gegen Zynismus und Angst erteilt und zu persönlicher Freiheit und Wandel animiert. Der Gesichtsmagier und Meister des gegenwärtigen italienischen Kinos Toni Servillo (neuestens bekannt aus »La grande bellezza«) brilliert in seiner Doppelrolle und wickelt uns erneut charmant um den Finger. Ein ironischer und tiefsinniger Film über den Stiefel, dessen Absatz schon vor Langem abgebrochen ist, der jedoch nicht vergessen hat, was das gewisse Etwas der dolce vita ausmacht.
Theresa